AUS FUßGÄNGERPERSPEKTIVE

AUS FUßGÄNGERPERSPEKTIVE

Wo in Leipzig ist das Gehen eine Lust, wo hingegen Frust? Der TALK WALK am 27.05.2011 folgte dieser Frage. Mit dabei war Berndt Herzog-Schlagk von Fuss e.V. und Michael Creutzer von teilAuto. Das Reservat „Fußgänger-Zone“ wurde absichtlich umgangen – im Fokus standen viel mehr die (vermeintlich) normalen Verkehrs-Situationen. Annähernd in jeder Straße, an jeder Kreuzung zeigten sich reichliche Potentiale für die Verbesserung des Status Quo, so dass sehr rasch der Verdacht nach einem strukturellen Grundproblem laut wurde.

Beispielsweise finden sich nicht überall angemessene Gehwege. Um so mehr hingegen dominieren Stehzeuge (auch bekannt als Fahrzeuge) das Erscheinungsbild der Leipziger Straßen – doch nur wenige scheinen diese Situation zu sehen. Ergo: Leiden die Leipziger an partieller Blindheit? Eine temporäre „Niedergeschlagenheit“ am Ende des Spaziergangs auf dem Dorotheenplatz versuchte mit homöopathischer Dosierung dieser Krankheit entgegen zu wirken und erinnerte an eine Aktion der Spaziergangswissenschaft in Kassel mit Lucius Burckhardt: „Wir ärgerten uns in der Innenstadt über den von parkenden Autos verstellten Raum. Wir stellten dann am Straßenrand, wo das Parken gestattet ist, Schreibtische hin: Zwei, drei Schreibtische benötigen soviel Raum wie ein Auto. Wir setzten uns an die Tische und hielten unser seminar. Dabei beobachteten wir natürlich das Gehupe und Geschimpfe darüber, was da für ein unsinniges Hindernis in der Straße stehe. Über parkende Schreibtische regten sich die Leute auf, aber gegen die Autos, die gleich daneben standen, zeterte niemand. Das ist Schulung der Wahrnehmung für unbeachtete gesellschaftliche Zusammenhänge.“ (aus: Burckhardt, Warum ist Landschaft schön? S. 324)