In Leipzig. Freitag, 14. Oktober 2011, 16 Uhr
Start am Bundesverwaltungsgericht
Dauer ca 2 1/2 Stunden. Moderation: Bertram Weisshaar
Die Stimmen, die über Verkehrsbelastungen in Leipzig klagen, werden mehr und deutlicher. Dieser Spaziergang nimmt vor diesem Hintergrund einige ausgesuchte Straßen und Orte in Augenschein, führt die Diskussion gewissermaßen vor Ort. Die Realität soll dabei einmal vordringlich aus Perspektive der Fußgänger heraus betrachtet und überdacht werden. Dies nicht ohne Grund: Das Gehen ist nach wie vor die einfachste, gesündeste und nicht zuletzt die sozialste Form der Fortbewegung. Und tatsächlich vertrauen etwa 40% der Leipziger Haushalte auf die eigene Fuß- und Fahrrad-Mobilität und den öffentlichen Nahverkehr – verfügen nicht über einen privaten PKW!
(Nach der Umfrage des Lehrstuhls für Verkehr und Infrastruktur der TU Dresden im Jahr 2008 sind 41,6 % der Leipziger Haushalte ohne Pkw und ohne motorisiertes Zweirad.) Diese „Verkehrs-Fraktion“ ist somit sogar um ca. 16 % stärker als die größte Stadtrats-Fraktion mit gegenwärtig 23,7 %. Ein deutlich größeres verkehrspolitisches Gewicht für die Belange der Fußgänger fordert daher die Leipziger Ortsgruppe vom Fachverband Fußverkehr Deutschland (kurz: Fuss e.V.). Sie bringen in Erinnerung, dass 40 % der Leipziger Haushalte keinen öffentlichen Straßenraum zum Abstellen eines privaten Pkws okkupieren, gleichwohl aber in jeder Straße mit den überbordenden „Stehzeugen“ konfrontiert sind. Aus Perspektive der Fußgänger und ÖPNV-Benutzer grenzt die von einigen Personen öffentlich artikulierte Anspruchshaltung, wonach die Ordnungswidrigkeit „Gehwegparken“ mit Berufung auf ein fiktives „Stillhalte-Abkommen“ in einen vermeintlichen Rechtsanspruch verdreht wird, bereits an Zynismus. Der Fachverband Fußverkehr fordert in Anbetracht dieser Diskussionen das Ordnungsamt auf, seiner Aufgabe zur Ordnung des ruhenden Verkehrs entsprechend dem gesetzlichen Auftrag stringent nachzukommen – und zwar in allen Straßen, zu allen Tages- und Nachtzeiten und an allen Wochentagen. Darüber hinaus fordert er von Stadtrat und Stadtentwicklung, die Belange jener 40 % der Hauhalte, die keinen privaten PKW besitzen, zukünftig adäquat zu berücksichtigen. Diese Bevölkerungsgruppe hat gewissermaßen per se und grundsätzlich ein begründetes Verlangen nach flächendeckender Entschleunigung des motorisierten Verkehrs, mit dem Ziel, die durch den motorisierten Verkehr verursachten Lärm-, Feinstaub- und Stressbelastungen endlich auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
Bei dem angekündigten Spaziergang werden Situationen aufgesucht und besprochen, die aus Perspektive der Fußgänger bereits gut gestaltet sind, ebenso aber auch Bereiche, die dringend verbessert werden müssten. Zielführend wäre hier die Ausarbeitung eines stadtweiten Fußwege-Konzeptes, das in einem ersten Schritt die Verkehrssituationen aus Sicht der Fußgänger analysiert und insbesondere die vordringlich zu korrigierenden Kreuzungen und Wege auflistet. Zur Problematik der überhand nehmenden „Stehzeuge“ wird die Tour an Orte führen, die bislang weniger öffentlich besprochen wurden. Fokussiert werden Straßenraumsituationen, die als vermeintliche, beziehungsweise fragliche „Normalität“ im Alltag längst übersehen werden, die aber die Lebensqualität jener Gruppe, die keinen privaten PKW nutzt, tagtäglich einschränkt.
Moderiert wird der Spaziergang von Bertram Weisshaar, für den Fachverband Fußverkehr Deutschland, Ortsgruppe Leipzig.
Pressemeldung >> Info Spaziergang Verkehrkultur 14-10-2011