Geführter Spaziergang zu den Fragmenten der einstigen Saline Dürrenberg;
zum Tag der Industriekultur Sachsen-Anhalt 2024
Salz war seit jeher ein begehrtes und kostbares Gut und so war es ein Moment des Fortschritts, als der kursächsische Bergrat Johann Gottfried Borlach im Jahr 1763 in Dürrenberg neben der Saale in 223 Metern Tiefe eine Solequelle anbohrte. In der schon kurz darauf in Betrieb genommenen Saline wurde bis 1963 das „weiße Gold“ gewonnen.
Alle Classen der Arbeiter – besonders aber die Sieder und Scheit und Kohlenführer haben beschwerliche, ununterbrochne und mit mancherley Unannehmlichkeiten verbundene Arbeit, die mit keiner Andern in Vergleichung kommen kann.
Friedrich von Hardenberg; Dürrenberg, den 15ten Junius. 1799
Heute erinnert der Name „Am Floßplatz“ an das über Saale und Elsterfloßgraben herangeflößte Holz für das ununterbrochene „Feuerwercks Bedürfniß“ unter den Siedepfannen. Ab 1788 rüsteten die Salzsieder um auf „Erdkohlenfeurung“, wofür Braunkohle aus kleinen, nahe gelegenen Gruben mit Fuhrwerken herangekarrt wurde. Für die Gewinnung von einer Tonne Salz wurden neun Tonnen Braunkohle verfeuert. Und um den stets befürchteten „Salzmangel“ abzuwenden, mussten auch schon gleich neue Kohlevorkommen erkundet und erschlossen werden – gewissermaßen „alternativlos“, schon damals. Der junge und ehrgeizige Bergbaubeamte Friedrich von Hardenberg – weit besser bekannt als Novalis – wurde mit der geologischen Landesuntersuchung betraut, womit er erste Spuren legte für das Mitteldeutsche Braunkohlerevier. 1836 ratterte erstmals eine Kohlebahn von der Grube Tollwitz zur Saline, auf den letzten Metern durch einen Tunnel, der als eher unscheinbares Relikt erhalten blieb. Unübersehbar sind hingegen die beiden Fördertürme und die imposanten Gradierwände. Der Kohlenstaub ist längst verflogen – die einstigen Industriebauten umrahmen nun als Kulturdenkmale den Kur-Park von Bad Dürrenberg, der in diesem Jahr durch die Landesgartenschau »Salzkristall & Blütenzauber« zusätzliche Aufwertung erfährt. Im Rahmen des Tags der Industriekultur Sachsen-Anhalt verknüpft ein von Bertram Weisshaar geführter Spaziergang die Fragmente der vergangenen Saline, wobei sich ein überraschend romantisches Moment just auf der abseits liegenden Aschenhalde finden lässt.
Termin: Sonntag, 21. April 2024
Beginn Führung: 13.00 Uhr; Dauer ca. 2 1/2 Stunden;
Startpunkt: An der Kirche St. Bonifatius, Platz der Freiheit, Bad Dürrenberg (ca. 700 m von Bahnhof entfernt)
Führungsentgelt: »Weißes Gold & Kohlenstaub« inklusive Eintritt Borlach-Museum: 7,00 € (ohne Eintritt LaGa)
Besuch Landesgartenschau (optional): Im Anschluss an die Führung empfiehlt sich ein individueller Besuch der Landesgartenschau Bad Dürrenberg, mit Möglichkeit zur Besichtigung Gradierwerke, Modellsiedeanlage, Kohlebahntunnel, Kalt-Inhalierhalle – und jeder Menge Pflanzen. (Nicht Teil der Führung. Eintrittskarte der Landesgartenschau erforderlich.)
Begrenzte Teilnehmerzahl – Anmeldung erforderlich per E-Mail an: anmeldung@atelier-latent.de
Die Welt muss romantisiert werden
NOVALIS