STADT HÖREN

STADT HÖREN

Einmal ganz „den Ohren hinterher“ verlief der Spaziergang am 29. Mai 2011 in Leipzig. Begleitet wurde dieser TALK WALK von dem Soundkünstler und Komponist Wolfram Spyra aus Berlin und von Fritjof Mothes, Stadt- und Regionalplaner aus Leipzig. Ziel war die Sensibilisierung für die Klänge der Stadt, gewissermaßen eine kleine Übung im bewussten Hinhören – ein kleiner Schritt „auf dem Weg zu einer Kultur des Hörens“.

Wolfgang Welsch beschrieb in seinem gleichnamigen Artikel (Grenzgänge der Ästhetik, 1996) einige grundlegende Überlegungen:
„Die Seinsweise von Sichtbarem und Hörbarem ist grundsätzlich verschieden. Das Sichtbare verharrt in der Zeit, das Hörbare vergeht in der Zeit. Sehen hat es mit Beständigem, dauerhaft Seiendem zu tun, Hören hingegen mit Flüchtigem, Vergänglichem, Ereignishaftem. Während daher zum Sehen Nachprüfung, Kontrolle, Vergewisserung gehören verlangt das Hören das akute Aufmerken auf den Moment, das Gewahren des Einmaligen, die Offenheit für das Ereignis. Zum Sehen gehört eine Ontologie des Seins, zum Hören hingegen ein Leben vom Ereignis her. (…) Das Sehen bringt die Dinge auf Distanz und hält sie an ihren Orten fest. (…) Das Hören hingegen hält die Welt nicht fern, sondern lässt sie ein. »Ton dringt ein, ohne Abstand.« Für das Hören sind solches Eindringen, sind Verletzlichkeit und Ausgesetztsein charakteristisch. Wir haben zwar Augenlider, aber keine Ohrlider. Hörend sind wir ungeschützt. Hören ist ein Sinn extremer Passibilität und akustischem Andrang können wir nicht entrinnen. – Deshalb sind wir akustisch in besonderer Weise schutzbedürftig.“

Dokumentiert wurde der Spaziergang von Marie Scharon. Nach-gehört werden kann der Spaziergang nun auf der Website www.radio-mensch.de
Ebenfalls mit dabei war Mephisto 97.6. Auf dessen Website findet sich ein Hör-Beitrag über den Spaziergang >> Immer den Ohren nach

Einige Klänge von Leipzig, die im Rahmen der TALK WALKs noch ergänzt werden zu einem auditiven Portrait dieser Stadt, findet sich hier >> SoundWalk Leipzig 1web (5,5 MB)